Die Stimmung im Land ist derzeit gedrückt. Unsicherheiten und Zweifel an der Umsetzung wirklicher Veränderungen nehmen immer mehr Raum ein. Dabei sind die Herausforderungen groß: Eine überbordende Bürokratie, schleppende Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel, eine alternde Bevölkerung und hohe Energiekosten bremsen Wachstum und Innovation.
Gleichzeitig steckt die Wirtschaft mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel, der besonders die Autoindustrie und ihre Zulieferer – das Herz der deutschen Wertschöpfung – unter Druck setzt. Der Arbeitsmarkt wird durch diese Transformationskrise beeinträchtigt. So rechnet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im kommenden Jahr mit einem weiter anhaltenden Beschäftigungsrückgang im produzierenden Gewerbe und einem Rückgang der Erwerbstätigenzahl insgesamt.
Diese Entwicklung beeinflusst auch unsere Arbeit. Zugleich stehen wir in den Startlöchern, um die von der Bundesregierung beschlossenen Änderungen in der Grundsicherung für Arbeitssuchende zügig umzusetzen, sobald sie vom Bundestag beschlossen werden.
Wir blicken trotz all dieser Herausforderungen optimistisch und zuversichtlich auf 2026.
Anlass dazu geben nicht zuletzt die positiven Zahlen im Kreis Steinfurt: Weniger Bedarfsgemeinschaften, weniger Bürgergeldbeziehende, weniger Arbeitslose in der Grundsicherung für Arbeitssuchende – die negative Entwicklung seit 2022 scheint überwunden.
Wir wissen, dass der Staat sparen muss und finanzielle Mittel begrenzt sind. Deshalb müssen wir kreative und sparsame Lösungen finden. Doch genau das ist unsere Stärke. Statt uns von negativen Prognosen entmutigen zu lassen, blicken wir voller Optimismus und Tatendrang in die Zukunft. Wir wollen gestalten!
Wir trauen unseren Kundinnen und Kunden etwas zu, ermutigen sie, Neues zu wagen und aus ihrer Komfortzone herauszutreten. Unsere Haltung ist klar: Wir machen möglich.
Das gelingt, weil wir starke Netzwerke pflegen, eng mit Arbeitgebern zusammenarbeiten und ein engagiertes Team sind, das sich für hilfebedürftige Menschen im Kreis Steinfurt tagtäglich einsetzt. Wir denken über den Tellerrand, stellen uns bei Bedarf neu auf und leben eine offene Fehlerkultur, die Weiterentwicklung ermöglicht.
Wir gehen gezielt auf Arbeitgeber zu, beraten zu Fördermöglichkeiten, unterstützen bei Anträgen und motivieren, Menschen aus dem Bürgergeldbezug einzustellen.
Für 2026 haben wir uns viel vorgenommen: noch bessere Integrationszahlen, mehr Nähe zu den Menschen – und vor allem das Ziel, niemanden zurückzulassen, sondern jedem eine neue Chance zu eröffnen.
Denn wir sind überzeugt: Angst lähmt – Mut bewegt. Darum setzen wir auf Zuversicht, Kreativität und Zusammenarbeit, um Herausforderungen aktiv anzugehen und echte Perspektiven zu schaffen. Wie uns das gelingen soll, erfahren Sie in diesem Bericht.
Dr. Martin Sommer Landrat Kreis Steinfurt
Thomas Robert Vorstand
Tanja Schmidt Vorstand
Das Thema Migration spielt in unserer täglichen Arbeit eine zentrale Rolle. Mehr als die Hälfte aller Bürgergeldbeziehenden in unserem Zuständigkeitsbereich hat einen Migrationshintergrund. Besonders stark vertreten sind hierbei Menschen aus der Ukraine und Syrien.
Neben der zahlenmäßigen Bedeutung ist das Thema auch in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsent und wird oft kritisch diskutiert. Für uns als Jobcenter steht jedoch der Grundauftrag im Vordergrund: Menschen in Arbeit zu bringen – unabhängig von der Herkunft oder der Staatsangehörigkeit.
Wir wissen aber, dass die Vermittlung in Arbeit zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt, wenn beispielsweise Deutschkenntnisse fehlen oder soziokulturelle Unterschiede bestehen. Dennoch können wir feststellen, dass es uns in 2024 gelungen ist, überdurchschnittlich viel Menschen mit Migrationshintergrund erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Um diese Erfolge weiter auszubauen, wollen wir das Thema Migration noch stärker in den Regionen verankern. Daher werden unsere regionalen Führungskräfte an der bereits etablierten Migrationsrunde teilnehmen – mit dem Ziel: Informationen zu migrationspolitischen Themen schneller und zielgerichteter an unsere Vermittlungsfachkräfte weiterzugeben. Ganz praktisch sollen sie also vor Ort Fragen beantworten können zum Beispiel zur Zusteuerung in Sprachkurse. So möchten wir die tägliche Arbeit der Vermittlungsfachkräfte unterstützen sowie Hemmschwellen in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten abbauen. Unterstützung erhalten sie vom für Migration zuständigem Team der Stabsstelle Markt & Integration, dessen Mitglieder werden sich 2026 noch stärker in die Regionen einbringen und regelmäßig vor Ort Termine anbieten.
Langfristig sollen Gruppenveranstaltungen zu spezifischen Migrationsthemen sowohl für die Vermittlungsfachkräfte in den Regionen als auch für unsere Kundinnen und Kunden realisiert werden. Denn so lassen sich Informationen effizient, zielgruppenscharf und präzise bereitstellen. Dies kann den Integrationsprozess nachhaltig stärken und zugleich beschleunigen.
Mehr Tempo bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund versprechen wir uns auch von der geplanten Reduzierung von Anerkennungsverfahren ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse. Wir wollen dieses Verfahren künftig nur noch sehr zielgerichtet einsetzen. Dazu sensibilisieren wir unsere Vermittlungsfachkräfte und befähigen sie zugleich, eine Vorsondierung durchzuführen. Unser erklärtes Ziel ist es, Anerkennungsverfahren nur noch anzustoßen, wenn es nötig und sinnvoll ist. So können wir in vielen Fällen schneller mit der aktiven Vermittlungsarbeit beginnen und zugleich reduzieren wir unsere Ausgaben.
Für 2026 planen wir darüber hinaus eine neue Maßnahme für Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Brücke in Arbeit und Ausbildung bauen soll. Sie richtet sich an zu uns Geflüchtete, die auf einen Integrationskurs warten, diesen derzeit besuchen oder bereits abgeschlossen haben, aber noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden haben. Diese Personen sind in der Regel schon integrations- und arbeitsmarktorientiert, zeigen Bereitschaft zur aktiven Teilnahme an Bildungsmaßnahmen und möchten ihre persönlichen und berufliche Perspektiven schnell verbessern.
Wir möchten mit dieser Maßnahme diesen Personenkreis zukünftig enger betreuen und noch gezielter auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten. Denn auch hier gilt: wir wollen schnell in Arbeit integrieren.
Ganz explizit möchten wir auch die oftmals lange Wartezeit bis zum Beginn eines Integrationskurses für arbeitslose Migrantinnen und Migranten sinnvoll überbrücken. In dieser Phase erleben viele Teilnehmende Unsicherheit, Isolation und fehlende Tagesstruktur. Das Angebot schafft Orientierung, soziale Einbindung und fördert die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Gleichzeitig werden Eigeninitiative und Motivation gestärkt. Regelmäßige Treffen geben dem Alltag Struktur und beugen sozialem Rückzug vor.
Die Maßnahme bietet zugleich psychosoziale Stabilisierung durch Austausch, Orientierung und emotionale Unterstützung. Insgesamt trägt sie dazu bei, die Wartezeit aktiv zu gestalten, Selbstwirksamkeit zu stärken und den Übergang in Arbeit zu erleichtern.
Integration gemeinsam gestalten
Ehrenamtliches Engagement ist eine tragende Säule bei der Unterstützung geflüchteter Menschen. Wenn sich Bürgerinnen und Bürger in der Flüchtlingshilfe engagieren, macht das den Alltag für Geflüchtete spürbar leichter und eröffnet wichtige Brücken in unsere Gesellschaft. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind dabei weit mehr als nur Begleiter im Alltag: Sie sind vertraute Ansprechpartner vor Ort, kennen die individuellen Lebenslagen sowie die lokalen Gegebenheiten und leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag zur Integration.
Gleichzeitig stehen viele Ehrenamtliche vor Herausforderungen. Rechtliche Rahmenbedingungen, Zuständigkeiten verschiedener Institutionen oder komplexe Antragsverfahren sorgen oft für Unsicherheiten und erschweren das Engagement.
An dieser Stelle möchte das Jobcenter gezielt ansetzen. Wir wollen die Zusammenarbeit mit der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe auf lokaler Ebene systematisch ausbauen. Unser Ziel ist es, Ehrenamtliche umfassend über unsere Aufgaben als Jobcenter und die Regelungen rund um das Bürgergeld zu informieren. So können wir nicht nur Transparenz schaffen, sondern auch Hemmschwellen und Vorurteile abbauen.
Darüber hinaus möchten wir Ehrenamtliche in ihrer Arbeit aktiv unterstützen – sei es mit Hinweisen zu rechtlichen Fragen, mit praxisnahen Empfehlungen oder im Einzelfall sogar durch konkrete Hilfestellungen bei der Antragsstellung. Uns ist wichtig, dass die ehrenamtlich Engagierten uns als kompetente und freundliche Anlaufstelle erleben, die ihnen zuverlässig zur Seite steht.
Um diese Verbindung nachhaltig zu stärken, werden wir regelmäßig an Treffen von Ehrenamtskreisen teilnehmen. Dort möchten wir unsere Themen vorstellen, im Austausch konkrete Bedarfe aufnehmen und Impulse mitnehmen, wie wir unsere Unterstützung weiter verbessern können. So wird aus ehrenamtlicher Initiative und institutioneller Kompetenz eine partnerschaftliche Zusammenarbeit – mit einem gemeinsamen Ziel: die erfolgreiche Integration geflüchteter Menschen.
Sprache ist der Schlüssel zur Verständigung und damit zur Integration. Unsere Vermittlungsfachkräfte erleben im Alltag immer wieder, dass fehlende oder nur rudimentäre Deutschkenntnisse Gespräche erheblich erschweren. Wo aber die Verständigung nicht gelingt, ist eine nachhaltige Vermittlung in den Arbeitsmarkt kaum möglich.
Bislang haben sich die Fachkräfte in solchen Situationen mit gängigen KI-Translator-Angeboten beholfen. Diese stellen jedoch keine dauerhafte Lösung dar: Sie sind weder datenschutzkonform, noch rechtssicher, schließlich kann nicht garantiert werden, dass die Übersetzungen inhaltlich korrekt sind.
Um hier eine deutliche Verbesserung zu erreichen, wollen wir ab 2026 an allen Dienststellen qualifizierte und zertifizierte Dolmetscher flexibel und kurzfristig verfügbar machen. Eine entsprechende Ausschreibung läuft bereits.
Bereits in diesem Jahr lief hierzu in Greven ein zweimonatiges Modellprojekt. Dort konnten Vermittlungsfachkräfte innerhalb von zwei Minuten ad hoc einen Dolmetscher telefonisch oder per Videocall hinzuschalten – für 14 Sprachen. Für insgesamt 40 Sprachen bestand zudem die Möglichkeit einer terminierten Zuschaltung zur Verfügung. Die Erfahrungen waren durchweg positiv: Offene Fragen konnten sofort geklärt werden, Missverständnisse wurden vermieden und sowohl die Vermittlungsfachkräfte als auch die Kundinnen und Kunden äußerten große Zufriedenheit.
Für die Praxis bedeutet der künftige Einsatz von Dolmetschern, dass die Gespräche klar strukturiert und gut vorbereitet werden müssen, um den Einsatz der Dolmetscher effizient zu gestalten und die Kosten im Blick zu behalten.
Das Ziel ist eindeutig: Mit professioneller Sprachmittlung wollen wir die Verständigung verbessern, Vermittlungsprozesse beschleunigen und die Grundlage für eine erfolgreiche und schnelle Integration in Arbeit schaffen.
Seit 2024 gelten bundesweit neue Vorgaben für Integrationskurse. Sie sollen Lernverläufe effizienter gestalten, indem die Kurse stärker an den individuellen Voraussetzungen ausgerichtet werden. Wiederholungen sind nur noch in speziellen Kursarten wie dem Alphabetisierungskurs möglich.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Teilnehmende die B1-Prüfung nicht bestehen und Integrationskurse nur mit dem Niveau A2 abschließen. Statt jedoch alle Bürgergeldbeziehende mit Fluchthintergrund automatisch in weitere Sprachkurse zu schicken, setzen wir ab 2026 auf eine gezielte und bedarfsorientierte Zuweisung. Dabei forcieren wir insbesondere den Einsatz von JOB-Berufssprachkursen und Azubi-Berufssprachkursen im Rahmen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen.
Die zentrale Herausforderung für uns liegt dabei in der passgenauen Zuweisung. Dazu prüfen wir frühzeitig die Arbeitserfahrungen und Qualifikationen aus dem Herkunftsland und deren Verwertbarkeit (vgl. Anerkennungsverfahren). So sollen beispielsweise hochqualifizierte Geflüchtete – etwa Ärztinnen, Ärzte oder Ingenieure – Zugang zu weiterführenden Sprachkursen erhalten, während bei anderen die direkte Vermittlung in Arbeit im Vordergrund steht, gegebenenfalls in Kombination mit einem JOB-Berufssprachkurs.
Für diejenigen, die weder hochqualifiziert sind noch unmittelbar in Arbeit vermittelt werden können, ist die Anbindung an arbeitsmarktpolitische Maßnahmen vorgesehen. Hier setzen wir auf jobaktiv in Verbindung mit gezielten JOB-Berufssprachkursen. Dafür haben wir in jeder Region in Zusammenarbeit mit lokalen Sprachkursträgern entsprechende Berufssprachkurse initiiert. So werden in Steinfurt und Ibbenbüren JOB-Berufssprachkurse mit dem Schwerpunkt Logistik angeboten, während in Greven das Schwerpunktthema Pflege gesetzt ist. Für alle, die gezielt einen anderen Berufssprachkurs benötigen, werden wir dies in digitaler Form anbieten.
Speziell für Auszubildende können wir auf den sogenannten Azubi-Berufssprachkurs zugreifen. Um dieses Angebot zu mehr Präsenz zu verhelfen und es bei den beteiligten Institutionen wie beispielsweise den Berufsschulen, den Unternehmerverbänden und der Handwerkskammer bekannter zu machen, werden wir uns noch stärker mit ebendiesen vernetzen und austauschen. Unser Ziel: allen ausbildungsreifen Bürgergelderziehenden mit Migrationshintergrund einen erfolgreichen Start ins Berufsleben zu ebenen. Dazu gehört für uns auch ein entsprechendes Sprachangebot on the job zu ermöglichen.
Die Förderung beruflicher Weiterbildung (FbW) ist ein zentrales Instrument, um Qualifikationslücken zu schließen und die Beschäftigungsfähigkeit unserer Kundinnen und Kunden dauerhaft zu sichern. Ziel ist es, Menschen so zu qualifizieren, dass sie langfristig im Arbeitsmarkt Fuß fassen können – sei es durch den Erwerb neuer Kenntnisse, die Anpassung an digitale und technische Entwicklungen oder durch das Nachholen eines (Schul- oder Berufs-)Abschlusses.
Seit 2025 liegt die Zuständigkeit für die Bewilligung und Durchführung von FbW-Maßnahmen bei der Agentur für Arbeit. Damit unsere Kundinnen und Kunden gut vorbereitet und passgenau unterstützt werden, haben wir die Zusammenarbeit intensiviert und unsere Abläufe neu strukturiert. Unser Auftrag bleibt: Eignung prüfen, Motivation sichern und Abbrüche vermeiden.
Nicht abschlussorientierte Weiterbildungen setzen wir bevorzugt ein, um schnell und praxisnah neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen. Hier nutzen wir Gruppeninformationsveranstaltungen, um zu den jeweiligen Weiterbildungsangeboten zu beraten. Dazu laden wir gezielt diejenigen Kundinnen und Kunden ein, die ein Interesse an eben diesem Berufsfeld bzw. an der Qualifizierung bekundet haben.
Abschlussorientierte Weiterbildung, etwa in Form von Umschulungen, prüfen wir individuell und sorgfältig. Denn hier sind Motivation, kognitive Voraussetzungen und äußere Rahmenbedingungen wie die eigene familiäre Situation entscheidend.
Darüber hinaus setzen wir auf eine berufsbegleitende Weiterbildung direkt im Job – ein Ansatz der sowohl für Arbeitgeber als auch für Beschäftigte im Bürgergeldbezug klare Vorteile bietet.
Für Arbeitgeber eröffnet sich die Chance, Mitarbeitende gezielt weiterzuentwickeln, anstatt lange nach neuen Fachkräften zu suchen. Staatliche Fördermöglichkeiten reduzieren die Kosten erheblich und erleichtern es Unternehmen, in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten zu investieren. Gleichzeitig profitieren die Betriebe von motivierten und eingearbeiteten Kräften, die sich durch ihre Weiterbildung langfristig an das Unternehmen binden und den Fachkräftemangel abfedern.
Auch für Beschäftigte im Bürgergeldbezug bietet die Qualifizierung „on the job“ große Vorteile. Sie können sich weiterbilden, ohne ihren Arbeitsplatz aufgeben zu müssen, und steigern dadurch ihre Chancen auf eine dauerhafte Anstellung, auf bessere Verdienstmöglichkeiten und ein Leben ohne staatliche Unterstützungsleistungen.
Daher wollen wir im kommenden Jahr insbesondere Aufstocker und Menschen im Niedriglohnsektor gezielt höher qualifizieren. Mithilfe von Teilqualifikationen können sie beispielsweise Schritt für Schritt einen Berufsabschluss nachholen. Besonders für Menschen mit Fluchthintergrund eröffnet dies Chancen: Erst im Helferbereich starten, dann berufsbegleitend weiterqualifizieren – so gelingt der Weg aus dem Bürgergeldbezug in eine dauerhafte, existenzsichernde Beschäftigung.
Unser Ziel bleibt klar: Jede Weiterbildung ist ein Sprungbrett – für mehr Chancen, mehr Sicherheit und ein Leben außerhalb des Bürgergeldbezugs.
Auch bei jungen Bürgergeldbeziehenden liegt unser Schwerpunkt auf einer schnellen und nachhaltigen Integration. Unser Auftrag ist es, berufliche Orientierung zu bieten und zugleich Halt zu geben – gerade dann, wenn Jugendliche Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren. Jeder junge Mensch, den wir in dieser Phase nicht erreichen, droht dauerhaft auf Transferleistungen angewiesen zu sein. Deshalb verfolgen wir ein klares Ziel: Alle Jugendlichen im Kreis Steinfurt sollen einen Schulabschluss erlangen, um anschließend eine Ausbildung aufnehmen zu können. Der Übergang von der Schule ins Berufsleben muss gelingen.
Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir frühzeitig den direkten Kontakt zu den Jugendlichen suchen. Dazu setzen wir auf einen früheren und kontinuierlicheren Beratungsansatz: Schon ab der Vollendung des 15. Lebensjahres führen wir Gespräche, um die beruflichen Pläne der Jugendlichen zu erfassen und festzustellen, ob bereits Kontakt zur Berufsberatung besteht.
Der Regionalbereich Rheine hat modellhaft anstatt auf zahlreiche Einzelgespräche auf informative Gruppenveranstaltungen gesetzt. Dies hat sich als besonders zielführend und effektiv erwiesen. In diesen halbjährlich stattfindenden Veranstaltungen können viele Jugendliche gleichzeitig erreicht werden. Sie bieten eine offene Atmosphäre, in der der Wert von Ausbildung und Alternativen zum Schulbesuch vermittelt wird. Ziel ist, dass sich die Jugendlichen früh mit ihrer beruflichen Orientierung auseinandersetzen, klare Ziele entwickeln und niemand durchs Raster fällt. Dieses erfolgreiche Format wollen wir künftig flächendeckend anbieten.
Ein neuer, zentraler Baustein unseres Ansatzes ist die Einbindung der Eltern. Sie üben großen Einfluss auf die schulische und berufliche Entwicklung ihrer Kinder aus und können als Unterstützer, Motivatoren und Vorbilder entscheidend wirken. Um sie in dieser Rolle zu stärken, planen wir gezielte Informations- und Austauschangebote. In diesen Veranstaltungen werden Eltern über berufliche Perspektiven, Ausbildungswege und Fördermöglichkeiten informiert und erhalten praktische Tipps, wie sie ihre Kinder aktiv begleiten können. So stärken wir die Zusammenarbeit zwischen Familie und Jobcenter und erhöhen die Chancen der Jugendlichen auf einen erfolgreichen Schulabschluss und eine Ausbildung.
Darüber hinaus nutzen wir das Coachingangebot „Zukunftskompass – Den Weg in den Beruf“ der Evangelischen Jugendhilfe, das wir gemeinsam mit dem Kreisjugendamt mitfinanziert und mitgeplant haben. Dieses präventive Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab der 9. Klasse und fokussiert auf den Erhalt des Schulabschlusses. Es baut auf den Erfahrungen des Modellprojektes „Schule macht Beruf“ auf, ist jedoch ohne kommunale Beteiligung realisierbar. Unser Ziel ist, es bei erfolgreichem Verlauf flächendeckend zu implementieren, um eine solide Grundlage für eine anschließende Ausbildung zu schaffen.
Mit all unseren Angeboten für Schülerinnen und Schüler wollen wir ihre Chance auf ein selbstbestimmtes, von staatlicher Unterstützung unabhängiges Leben, erhöhen. Deshalb bleiben wir selbstverständlich auch in allen relevanten Netzwerken zur Erstausbildung aktiv – sowohl auf der strategischen Ebene als auch ganz praktisch in täglichen Zusammenarbeit mit der Reha- und Berufsberatung der Agentur für Arbeit.
Gelingt der direkte Übergang von Schule in Ausbildung oder Arbeit nicht, setzt unser zweiter Schwerpunkt im Bereich Erstausbildung an: die Begleitung und Integration junger langzeitarbeitsloser Menschen.
Die Zahl der jungen Langzeitarbeitslosen ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Eine Ursache liegt in der Vermittlungsoffensive NRW, die ihren Schwerpunkt auf arbeitsmarktnahe Bürgergeldbeziehende legte. Jugendliche und junge Erwachsene mit multiplen Vermittlungshemmnissen wurden dadurch weniger erreicht. Um diese Gruppe nunmehr gezielt zu fördern, entwickeln wir für 2026 eine Maßnahme mit drei zentralen Bausteinen:
Damit wollen wir langzeitarbeitslose junge Menschen erreichen, die aus unterschiedlichen Gründen erst wieder Vertrauen in staatliche Institutionen aufbauen, Eigenmotivation entwickeln und selbst aktiv werden müssen.
Ein ergänzendes Angebot für junge Menschen ab 18 Jahren ohne schulische oder berufliche Perspektive sind die Tandemgespräche mit der Agentur für Arbeit. Vor Ort in unserem jeweiligen Standort entwickeln wir dabei mit Jugendlichen ab 18 Jahren ohne schulische oder berufliche Perspektive einen individuellen Fahrplan in Richtung Ausbildung oder Arbeit. Wichtig ist uns, zu vermitteln: Wir lassen euch nicht allein – wir begleiten euch.
Darüber hinaus stehen verschiedene durch den Europäischen Sozialfonds geförderte Programme zur Verfügung. Sie alle zielen auf die die Vermittlung in eine Ausbildung oder ein alternatives Anschlussangebot ab:
Ausbildungswege NRW: richtet sich an Jugendliche, die grundsätzlich ausbildungsreif sind, aber noch keine Stelle gefunden haben. Durch ein begleitendes Coaching erhalten die Jugendlichen Unterstützung beim Übergang in Ausbildung. Unternehmen werden bei der Besetzung ihrer Ausbildungsstellen und bei der Versorgung mit Fachkräftenachwuchs unterstützt.
Move and Work – LernRaum Europa: unterstützt junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, deren Zugang zu Arbeit oder Ausbildung besonders erschwert ist. Nach einer dreimonatigen Vorbereitungsphase mit Berufsorientierung und Kompetenztraining folgt ein zweimonatiges Auslandspraktikum in Griechenland, Spanien oder Schweden. Anschließend gibt es eine dreimonatige Nachbetreuung und Vermittlungsphase.
Das ESF-Programm Win-Win – Durch Kooperation zur Integration richtet sich an besonders benachteiligte junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren – mit und ohne Migrationshintergrund – die bislang schwer oder gar nicht erreicht werden konnten. Ziel ist es, ihre soziale und berufliche Integration zu verbessern und ihnen eine echte Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Die Geba mbH hat in Kooperation mit uns einen entsprechenden Förderantrag gestellt, so dass wir hoffen, ab Mitte 2026 ein weiteres Angebot für diese Zielgruppe anbieten zu können.
Neben neuen Angeboten setzen wir auch auf Bewährtes wie beispielsweise AsA – Assistierte Ausbildung. Mit diese Maßnahme unterstützen wir junge Menschen, die ohne unsere Hilfe Schwierigkeiten haben werden, eine Berufsausbildung abzuschließen. Neben der konkreten Vermittlung von Lerninhalten ist hier eine sozialpädagogische Begleitung fester Bestandteil. Wir können damit rund 70 jungen Menschen im Kreis Steinfurt den Abschluss ihrer Berufsausbildung ermöglichen.
Ebenfalls fortgeführt wird das Angebot BaE – Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen. Hier erhalten förderungsbedürftige (lernbeeinträchtigte und/oder sozial benachteiligte) Ausbildungsplatzsuchende in der Regel unter 30 Jahren die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren.
Schließlich haben wir auch weiterhin die sogenannte Einstiegsqualifizierung im Angebotsportfolio. Die Einstiegsqualifizierung ist mit einem Praktikum vergleichbar. Parallel zur betrieblichen Arbeit besucht der Teilnehmende auch den Berufsschulunterricht, sodass ihm im Verlauf des Praktikums die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres vermittelt werden. Sind beide Seiten mit der Zusammenarbeit zufrieden, kann im Anschluss an die Einstiegsqualifizierung ein Ausbildungsvertrag vereinbart werden. Die zuständige Kammer kann dann die Zeit der Einstiegsqualifizierung anrechnen, sodass der Anwärter direkt ins zweite Lehrjahr einsteigen können.
Mit all diesen Maßnahmen wollen wir die Handlungsfähigkeit der jungen Menschen stärken und ihnen den Weg in Ausbildung und Arbeit ebnen. Wir wollen ihnen ein Leben ohne Transferleistungen ermöglichen – zu ihrem eigenen Vorteil und zum langfristigen Nutzen für die gesamte Gesellschaft.
Frauen und Erziehende sind nach wie vor seltener erwerbstätig, arbeiten häufiger in Teilzeit und übernehmen in vielen Familien den Hauptanteil an Erziehungs- und Pflegeaufgaben. Die Folge: Ihre Integrationsquote in der Grundsicherung für Arbeitssuchende liegt nur etwa halb so hoch wie die der Männer. Unser Ziel ist es, die Erwerbstätigkeit dieser Gruppe deutlich zu erhöhen und den Weg in existenzsichernde Arbeit zu ebnen.
Ein wichtiger Baustein ist unser Treff Chancengleichheit, den wir gemeinsam mit der Agentur für Arbeit ins Leben gerufen haben. Hier können Frauen und Erziehende, die nach einer Familien- oder Pflegephase in den Beruf zurückkehren möchten, Informationen zu Weiterbildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zum Wiedereinstieg erhalten. Sie können direkt auf der Veranstaltung mit zahlreichen Organisationen, Bildungsträgern und Beratungsstellen ins Gespräch kommen oder sich über finanzielle Fördermöglichkeiten informieren.
Darüber hinaus bieten wir gemeinsam mit Netzwerkpartnern mit dem Jobcafé für Frauen einen geschützten Rahmen, damit Frauen sich austauschen können, Einblicke in verschiedene Berufsfelder gewinnen und erste Schritte in Richtung einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung planen können. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen zu motivieren, Perspektiven zu entwickeln und den Übergang in den Arbeitsmarkt aktiv anzugehen.
Ende 2024 arbeitete rund die Hälfte aller erwerbstätigen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in Minijobs. Besonders beliebt ist diese Beschäftigungsart bei Frauen – unabhängig davon, ob sie im Leistungsbezug sind oder nicht.
Unbestreitbar können geringfügige Beschäftigungen kurzfristig hilfreich sein: Sie schaffen den ersten Schritt in den Arbeitsmarkt und bringen eigenes Einkommen. Doch Minijobs haben eine Schattenseite: sie sichern den Lebensunterhalt nicht ab, führen zu Altersarmut, bieten kaum Aufstiegsmöglichkeiten und führen selten aus dem Bürgergeldbezug heraus. Für viele bleibt es so bei unsicheren Perspektiven.
Unser Ziel ist klar: nachhaltige und existenzsichernde Arbeit. Wer arbeitet, soll davon leben können – mit sozialer Absicherung und Entwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen Frauen und andere geringfügig Beschäftigte ermutigen, den nächsten Schritt zu gehen und aus dem Minijob in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit zu wechseln. Dafür haben wir die Minijobkampagne gestartet, die 2026 fortgeführt wird. Sie setzt auf Aufklärung, Beratung und konkrete Angebote:
Dabei gilt: Wir unterscheiden genau. Minijobs für Schüler oder Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Stunden leisten können, bleiben selbstverständlich unangetastet. Doch überall dort, wo ein echter Übergang in Voll- oder Teilzeit möglich ist, schaffen wir gemeinsam Perspektiven – für mehr Sicherheit, bessere Einkommen und einen Weg aus dem Bürgergeld.
Die Vermittlung in Arbeit und Ausbildung ist ein Kern unseres Handelns – an diesem Auftrag wird unser Erfolg gemessen. Mit der Vermittlungsoffensive des Landes NRW, die seit zwei Jahren läuft, verfolgen wir ein klares Ziel: alle Potenziale auf dem Arbeitsmarkt zu nutzen, um Menschen schneller und nachhaltiger in Beschäftigung zu bringen und ein Abrutschen in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Dabei sind Unternehmen unverzichtbare Partner. Ohne sie geht es nicht. Wir gehen deshalb aktiv auf Betriebe zu, sind sichtbar am Arbeitsmarkt und schaffen direkte Zugänge zu passenden Bewerberinnen und Bewerbern.
Um diese Zusammenarbeit zu stärken, haben wir unseren Arbeitgeberservice in die neu geschaffene Servicestelle Integration und Beratung überführt. Diese zentrale Einheit bündelt nun kreisweit alle Ressourcen aus Arbeitgeberservice, Arbeitsgelegenheiten und beschäftigungsbegleitendem Coaching. Mit dieser organisatorischen Neuausrichtung rücken wir den Stellenwert der Arbeitgeberkontakte noch weiter in den Fokus und sorgen für mehr Effizienz.
In jedem Regionalbereich gibt es klare Ansprechpersonen, die sowohl intern als auch extern unterstützen und als feste Schnittstelle zu den Unternehmen auftreten. So stellen wir sicher, dass Arbeitgeber bei Fragen nicht im „Behördendschungel“ verloren gehen und immer einen direkten Draht zum Jobcenter haben.
Zu den weiteren Aufgaben des Arbeitgeberservice zählen:
Mit dieser Neustrukturierung geben wir der Zusammenarbeit mit Arbeitgebern noch mehr Gewicht. Unternehmen profitieren von klaren Ansprechpartnern, schnellen Prozessen und einer gezielten Unterstützung bei der Personalsuche. Für uns bedeutet dies: bessere Chancen für unsere Kundinnen und Kunden, schneller in Arbeit oder Ausbildung zu starten – und damit ein entscheidender Schritt zu mehr Unabhängigkeit vom Bürgergeld.
Nicht alle Bürgergeldbeziehenden können sofort in eine reguläre Beschäftigung starten. Lange Arbeitslosigkeit, fehlende Berufserfahrung oder persönliche Belastungen führen dazu, dass viele Kundinnen und Kunden zunächst schrittweise an den Arbeitsmarkt herangeführt werden müssen. Unser Ziel ist es, ihnen Orientierung, Stabilität und neue Perspektiven zu geben – und damit den Weg in ein eigenständiges Erwerbsleben zu ebnen.
Zur nachhaltigen Integration von langzeitarbeitslosen Menschen in den Arbeitsmarkt schreiben wir aktuell eine Maßnahme in den Regionalbereichen Rheine und Ibbenbüren aus. Zielgruppe sind erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit einem Leistungsbezug von mindestens 36 Monaten, die aufgrund schwerwiegender Vermittlungshemmnisse bisher keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden konnten.
Mit der Maßnahme zielen wir auf eine ganzheitliche Förderung, die arbeitspraktische Qualifizierung, sozialpädagogische Begleitung und individuelle Unterstützung miteinander verbindet. Die Maßnahme ist gemeinwohl- und sozialraumorientiert ausgerichtet und soll Teilnehmenden neue berufliche und soziale Perspektiven eröffnen. Die Teilnahme erfolgt an vier Tagen pro Woche mit einer täglichen Anwesenheit von mindestens vier Stunden.
Im Mittelpunkt stehen individuelle Eingliederungsplanung, sozialpädagogische Stabilisierung sowie Motivations- und Krisenarbeit. Ergänzend werden gesundheitliche und psychische Belastbarkeiten abgeklärt und das therapeutische Umfeld bei Bedarf einbezogen. Bewerbungstraining, digitale Kompetenzen und Methoden des Selbstmanagements werden gezielt vermittelt.
Ein wesentlicher Bestandteil ist die arbeitspraktische Qualifizierung in Kooperation mit Betrieben im Kreis Steinfurt. Während der betrieblichen Phasen erhalten die Teilnehmenden eine begleitete Einarbeitung mit dem Ziel einer anschließenden Übernahme in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Parallel dazu finden Praktika und Coaching-Angebote statt, die individuell abgestimmt und durch sozialpädagogische Fachkräfte begleitet werden.
Mit der Maßnahme möchten wir durch enge Netzwerkarbeit mit Arbeitgebern, sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen eine nachhaltige Integration in Arbeit und Gesellschaft langzeitarbeitsloser Menschen in der Grundsicherung für Arbeitssuchende erreichen.
Je länger Arbeitslosigkeit andauert, desto schwieriger wird die Rückkehr in Arbeit. Häufig gehen mit dem Jobverlust auch Alltagsstrukturen, soziale Kontakte und das Gefühl von Anerkennung verloren.
Mit Arbeitsgelegenheiten (AGH) bieten wir eine geschützte Möglichkeit, wieder in den Rhythmus des Arbeitslebens zu finden – ohne unmittelbaren Leistungsdruck. Teilnehmende können neue berufliche Tätigkeiten ausprobieren, praktische Erfahrungen sammeln und zusätzliche Kenntnisse erwerben.
Für Menschen, die besonders lange ohne Beschäftigung waren, haben wir Gruppen-Arbeitsgelegenheiten entwickelt. An mehreren Standorten stehen handwerklich geprägte Angebote bereit. Neu hinzugekommen sind pflege- und haushaltsnahe Gruppen-Arbeitsgelegenheiten, die in Kooperation mit regionalen Pflegediensten laufen. Sie richten sich an Kundinnen und Kunden, die sich für pflegenahe Berufe interessieren, aber bisher noch keine Arbeitsmarktintegration erreicht haben. Die längere Einsatzdauer als in betrieblichen Praktika ermöglicht ein intensives Kennenlernen des Berufsfeldes und schafft realistische Beschäftigungsperspektiven.
Auch in einem Arbeitsmarkt mit vielen offenen Stellen braucht es aussagekräftige Bewerbungsunterlagen und eine klare berufliche Orientierung. Mit unserer hauseigenen Maßnahme „jobaktiv“ bereiten wir Kundinnen und Kunden gezielt auf den Wiedereinstieg vor.
Das Programm bietet bis zu sechs Monate umfassende Unterstützung – von der Erstellung professioneller Bewerbungsunterlagen über Training für Vorstellungsgespräche bis hin zur beruflichen Erstorientierung, wenn noch unklar ist, welcher Weg eingeschlagen werden soll.
Für Geflüchtete beinhaltet „jobaktiv“ außerdem eine Einführung in den deutschen Arbeitsmarkt: Rechte, Pflichten und Erwartungen von Arbeitgebern werden praxisnah vermittelt. Die Angebote erfolgen flexibel in Einzel- oder Gruppensettings, ergänzt durch Workshops, Fokusgruppen und individuelles Job-Coaching.
Ist der Sprung in Arbeit geschafft, endet unsere Unterstützung nicht. Um Arbeitsverhältnisse langfristig zu stabilisieren, bieten wir ein beschäftigungsbegleitendes Coaching an.
Unsere Coaches helfen bei ganz praktischen Fragen – von der Organisation der Kinderbetreuung über den Umgang mit Behörden bis hin zu Kommunikationstrainings für den Arbeitsplatz. Ziel ist es, Selbstwirksamkeit und Eigenständigkeit zu stärken, Konflikte frühzeitig zu lösen und so den Verbleib im Job zu sichern.
Mit diesem mehrstufigen Ansatz – sozialraumorientiere Maßnahme für Langzeitarbeitslose, Arbeitsgelegenheiten, jobaktiv und beschäftigungsbegleitendes Coaching – schaffen wir realistische Einstiege in Arbeit, bauen Hemmschwellen ab und begleiten Menschen auf ihrem Weg aus dem Bürgergeld in ein dauerhaft eigenständiges Erwerbsleben.
Menschen im Bürgergeldbezug, die gesundheitlich beeinträchtigt sind, stehen vor besonderen Herausforderungen. Eine Erkrankung, ein Unfall oder eine drohende Behinderung erschweren den Einstieg oder die Rückkehr in Arbeit erheblich. Gleichzeitig ist das Jobcenter kein Reha-Träger und damit nicht für die Durchführung von Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation zuständig. Zuständig sind unterschiedliche Institutionen wie die Agentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung, Berufsgenossenschaften, Träger der Sozialhilfe oder Jugendhilfe – je nach persönlicher und versicherungsrechtlicher Situation.
Für Betroffene bedeutet dieses Zusammenspiel vieler Akteure häufig einen kaum durchschaubaren „Zuständigkeitsdschungel“. Die Frage, wer wann für welche Leistung verantwortlich ist, führt nicht selten zu Verunsicherung, Frustration und Aufgabe.
Um hier Orientierung zu geben, verstehen wir uns als Lotse im Reha-Prozess. Unsere Aufgabe ist es, Reha-Bedarfe frühzeitig zu erkennen, Zuständigkeiten zu klären und die Betroffenen zu den richtigen Stellen zu begleiten. Wir beraten umfassend zu den Vorteilen einer beruflichen Rehabilitation, unterstützen bei der Antragsstellung und stoßen das notwendige Verfahren zur Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) an. Besonders eng arbeiten wir dabei mit der Agentur für Arbeit zusammen, die für die Erstberatung und Maßnahmebegleitung verantwortlich ist.
Unsere Vermittlungsfachkräfte bleiben während des gesamten Prozesses persönliche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Sie stellen den Kontakt zu unserem Team Gesundheit her, das die weiteren Schritte koordiniert und den gesamten Reha-Prozess begleitet. Um dies zu gewährleisten, werden alle Mitarbeitenden regelmäßig in Expertensprechstunden geschult und für die Besonderheiten der beruflichen Rehabilitation sensibilisiert.
Ziel der beruflichen Rehabilitation ist es, die Erwerbsfähigkeit zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen und damit eine dauerhafte Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. 2026 wollen wir daher die Zusammenarbeit mit den Reha-Trägern weiter ausbauen und die Verfahren beschleunigen, damit betroffene Kundinnen und Kunden noch schneller und möglichst unkompliziert die notwendige Unterstützung erhalten.
Menschen mit Behinderungen haben es nach wie vor deutlich schwerer auf dem Arbeitsmarkt. Häufig werden sie nicht nach ihrem Können, sondern nach ihrer Beeinträchtigung beurteilt – mit der Folge, dass ihre Chancen auf Beschäftigung geringer sind und sie überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Um dieses Ungleichgewicht zu durchbrechen, setzen wir auf Aufklärung und Vernetzung. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern beteiligen wir uns aktiv an der Kampagne „Inklusion Münsterland“, die für mehr Offenheit und Wertschätzung wirbt. Die Botschaft ist klar:
„Menschen mit Behinderungen sind eine Bereicherung – für jedes Team, jedes Unternehmen und unsere Gesellschaft.“ aus: Inklusion-Münsterland.de
Inklusive Arbeitsplätze fördern nicht nur einzelne Beschäftigte, sondern steigern die Zufriedenheit aller Mitarbeitenden, stärken die Zusammenarbeit und tragen zum Unternehmenserfolg bei. Unterschiedliche Talente machen Teams kreativer, leistungsfähiger und zufriedener.
Auch 2026 werden wir regelmäßig inklusive Begegnungsräume organisieren. Hier treffen Menschen mit Behinderungen, Arbeitgeber und Fachleute aus dem Rehabilitationsbereich – etwa von der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) – aufeinander. Ziel ist es, Ängste abzubauen, konkrete Unterstützungspakete für Betriebe zu entwickeln und direkte Zugänge zur Arbeitsmarktintegration für Menschen mit Behinderungen zu schaffen.
Die EAA ist dabei für uns ein unverzichtbarer Partner. Sie informiert trägerunabhängig über finanzielle Fördermöglichkeiten, berät zu rechtlichen Fragen und unterstützt Arbeitgeber bei Anträgen, damit bürokratische Hürden abgebaut werden. Durch diese Lotsenfunktion wird Inklusion für Unternehmen einfacher und für Bewerberinnen und Bewerber mit Behinderung greifbarer. Daher wollen wir unsere Zusammenarbeit in 2026 noch weiter intensivieren und ausbauen.
Neben der Sensibilisierung von Arbeitgebern unterstützen wir auch unsere Kundinnen und Kunden mit gesundheitlichen Einschränkungen direkt. Viele von ihnen benötigen Zeit, Vertrauen und individuelle Begleitung, um ihre Beschäftigungsfähigkeit (wieder) aufzubauen.
Mit Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheinen (AVGS) sowie einem ganzheitlichen Coaching bieten wir flexible Hilfen, die nicht nur arbeitsmarktrelevante Inhalte, sondern auch soziale und strukturelle Aspekte einbeziehen. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Netzwerkpartnern wie beispielsweise Suchtberatungsstellen zusammen, damit unsere Kundinnen und Kunden optimal von zielführenden kommunalen Eingliederungsleistungen profitieren können.
Ein Beispiel für eine langjährige, erfolgreiche Kooperation ist unsere Zusammenarbeit mit dem GKV Bündnis im Rahmen des gesundheitlichen Präventionsprogramms team()work. Hier sollen arbeitslose Menschen mithilfe von individuellen, gesundheitsorientierten Beratungsgesprächen durch unsere Arbeitsvermittlung für die eigene Gesundheit sensibilisiert werden, sodass sie freiwillig an speziell ausgerichteten Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung teilnehmen möchten. Aber auch hier gibt es Neuerungen im kommenden Jahr: wir möchten das zusätzliche Modul „Mit Selbstvertrauen in die Jobsuche – JOBS Program“ des Programms für unsere Kundinnen und Kunden erproben.
Arbeitslosigkeit bedeutet oft mehr als den Verlust des Arbeitsplatzes – sie kann das Selbstvertrauen erschüttern und das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Genau hier setzt das JOBS Program an: Es stärkt die seelische Gesundheit arbeitsloser Menschen und erhöht gleichzeitig ihre Chancen auf eine erfolgreiche Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.
Das Training fördert gezielt Selbstwirksamkeit und soziale Unterstützung. Teilnehmende lernen, ihre persönlichen Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen bei der Jobsuche bewusst einzusetzen – und zwar in einem geschützten Gruppenrahmen, in dem gegenseitige Motivation und Austausch im Mittelpunkt stehen. Alle Lösungsansätze werden gemeinsam entwickelt, sodass die Gruppe zu einer wichtigen Kraftquelle wird.
Ziel des Programms ist es, Teilnehmende zu stärken – innerlich wie äußerlich. Sie gewinnen neues Selbstvertrauen, lernen, mit Rückschlägen umzugehen, und entwickeln Strategien, um Hürden auf dem Weg in Arbeit zu überwinden. Gleichzeitig verbessert sich ihr psychisches Wohlbefinden spürbar.
Kurz gesagt: Das JOBS Program schafft Perspektiven – durch Zuversicht, Gemeinschaft und die Rückbesinnung auf die eigenen Stärken.
Für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist eine enge Zusammenarbeit mit Beratungsstellen und Kliniken entscheidend. Wir kooperieren seit Jahren eng mit der LWL-Klinik in Lengerich. Unsere Vermittlungsfachkräfte können im Bedarfsfall schnell den Kontakt herstellen, um notwendige Hilfen einzuleiten. Umgekehrt können Patientinnen und Patienten bereits während ihres Klinikaufenthaltes von unseren Leistungen profitieren, so dass der Übergang in den Alltag leichter fällt.
Regelmäßige Austauschrunden mit der LWL-Klinik sorgen auch in 2026 dafür, dass Hilfsangebote passgenau abgestimmt und weiterentwickelt werden.
Um unsere Kundinnen und Kunden gezielt unterstützen zu können, müssen wir ihre Stärken und Entwicklungspotenziale von Beginn an sichtbar machen.
Geplant ist, speziell geschulte Teams einzusetzen, die die Erstgespräche führen, Potenziale erfassen und anschließend die Kundensteuerung übernehmen. Gleichzeitig überarbeiten wir unsere Dokumentationsstruktur, damit Fähigkeiten, Chancen und Unterstützungsbedarfe schneller und deutlicher erkennbar werden.
Auch die künstliche Intelligenz (KI) soll uns dabei mittelfristig unterstützen. Statt die rasante technische Entwicklung zu fürchten, schulen wir unsere Mitarbeitenden gezielt. Denn zum einen kann KI – sinnvoll eingesetzt – unsere Dokumentation dauerhaft vereinfachen und somit für Arbeitsentlastung sorgen.
Dafür ist die Entwicklung einheitlicher und optimierter Prompts – also präziser Eingaben, die KI-Tools steuern – entscheidend. Gute Prompts führen zu höherer Antwortqualität, Zeitersparnis, konsistenten Inhalten und besserer Skalierbarkeit. Zudem kann KI als kreativer Sparringspartner in Fallbesprechungen dienen, neue Perspektiven eröffnen und bei der Entwicklung alternativer Lösungswege helfen.
Zum anderen sollen unsere Vermittlungsfachkräfte mehr über verschiedene KI-Tools lernen, damit sie unsere Kundinnen und Kunden fundiert über die verschiedenen Angebote beraten können. Ob Lebenslauf oder das Trainieren von Vorstellungsgesprächen: Mit individuell entwickelten Prompts wird KI zum wertvollen Begleiter. Datenschutz und Ethik – auch hier müssen unsere Vermittlungsfachkräfte sprachfähig sein.
Unser Ziel: Potenziale früh erkennen, Beratungsprozesse vereinfachen und Mitarbeitende entlasten, um Kundinnen und Kunden noch passgenauer in Arbeit und Ausbildung zu begleiten.
Mit all unseren Maßnahmen verfolgen wir in 2026 ein klares Ziel: Wir wollen jedem Menschen im Bürgergeldbezug – unabhängig von Herkunft, Alter oder Lebenssituation – eine echte Chance auf Teilhabe, Arbeit und Selbstständigkeit geben. Wir setzen dabei nicht nur auf bewährte Ansätze, sondern auch auf Innovation, Kooperation und Mut zur Veränderung.
Ob Integration, Qualifizierung, Unterstützung junger Menschen oder die Stärkung von Frauen und Erziehenden – unser Handeln ist geprägt von der Überzeugung, dass Arbeit mehr ist als Einkommen: Arbeit gibt Struktur, Würde und Perspektive.
Wir als Jobcenter bieten den Menschen, die staatliche Hilfeleistungen benötigen Sicherheit, gleichzeitig setzen wir Impulse und geben Anstöße. Unser Anspruch ist hoch, unsere Haltung klar: Wir machen möglich.
Denn eines ist sicher: Die Zukunft wird nicht nur von den Herausforderungen bestimmt, sondern vor allem von den Menschen, die sie aktiv gestalten. Und genau das wollen wir – gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden, unseren Partnern und der ganzen Region.